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Einleitung 1

so soft and the sun ist ein laufendes Recherche Projekt des Tänzers und Choreographen Jascha Viehstädt. Mit Künstler:innen aus den Bereichen Tanz und Performance, Software Entwicklung, Raum, Mode, Sound, Graphik und Photographie wird Material aus fragmentarischen Gedanken und Assoziationen zu einem Themenkomplex generiert und gesammelt, der mit zwei Worten betitelt ist und sich von dort einer Vielfalt relevanter Themen öffnet:

Software Sonne
Tanz Spiritualität Tod Gesellschaft Space Dokumentation Notation Technologie Hoffnung Klima Körper Kinder Transformation Hype Information Manipulation Data Zerstörung Untergang Wissenschaft Phantasie Computer Code Sprachen Kommunikation Coding Energie Rohstoffe Zeit Rohstoffe Energie Coding Kommunikation Sprachen Code Computer Phantasie Wissenschaft Untergang Zerstörung Data Manipulation Information Hype Transformation Kinder Körper Klima Hoffnung Technologie Notation Dokumentation Space Gesellschaft Tod Spiritualität Tanz Sonne Software

Das vorliegende Material ist ein Zwischenergebnis - und dient zugleich als White Paper für eine Reihe von performativen Formaten.

Introduction 1

so soft and the sunis an ongoing research project by dancer and choreographer Jascha Viehstädt. With artists from the fields of dance and performance, software development, space, fashion, sound, graphics and photography, material is generated and collected from fragmentary thoughts and associations on a complex of themes, which is titled with two words and from there opens up to a variety of relevant topics:

Software Sun
Dance Spirituality Death Society Space Documentation Notation Technology Hope Climate Body Children Transformation Hype Information Manipulation Data Destruction Demise Science Fantasy Computer Code Languages Communication Coding Energy Raw Materials Time Raw Materials Energy Coding Communication Languages Code Computer Fantasy Science Demise Destruction Data Manipulation Information Hype Transformation Children Body Climate Hope Technology Notation Documentation Space Society Death Spirituality Dance
Sun Software

This material is an interim result - and also serves as a white paper for a series of performative formats.

Einleitung 2

Jalan Austin Height 8-4 5.m4a

J: [00:00:01] Okay, das ist jetzt ein Versuch per Audio, der später transkribiert wird. Um zu erklären, worum es in diesem W geht. So soft. Das war der Arbeitstitel und damit haben wir angefangen. Die Grundidee dabei war, einen Blick auf Software zu werfen - wie Software funktioniert, was an Software besonders ist, was in unserer Zeit, in unserer Generation, in unserem Jahrhundert anders ist als in Jahrhunderten davor - weil es Software gibt. Beziehungsweise, ob wirklich etwas anders ist. Aber auch zu gucken, was die die Anwendung von Software oder die Integration von Software in unsere Gesellschaft und in unser Leben - in fast alles wirklich: In unser Leben, in unsere Maschinen die uns lenken, in unsere Gedanken - die uns auch lenken. Was die Integration von Software mit uns macht, mit dem menschlichen Verstand. Ob da Einflüsse bestehen und ob diese Einflüsse in irgendeiner Form bidirektionaler Natur sind? Und wie... wie wir uns verändern, wie sich unsere Wahrnehmung verändert. Wie sich unsere Beziehung untereinander verändert. Wie sich Beziehungen zwischen Gesellschaften verändern. Durch Software oder indirekt durch Software - beides ist möglich.

Das waren unsere großen Frage an diese Recherche. Wir haben dann angefangen damit zu arbeiten. Es gab bereits Projekte davor, die den selben Themenbereich untersucht haben, Deep.Dance zum Beispiel. In Deep.Dance ging es um angewandte künstliche Intelligenz oder neuronale Netzwerke, die programmiert worden sind, um eine komplette Choreografie zu erstellen. Und da ging es wirklich um die Nutzung dieser Technologie, um zu sehen, wie funktioniert das? Um es vielleicht ein bisschen offenzulegen und dem Publikum einen Blick auf Algorithmen, auf Funktionsweise und Systematik von Software zu ermöglichen.

J: [00:02:59] Jetzt so soft. Diese Recherche geht da einen Schritt weiter und versucht auf einer Metaebene zu gucken: Können wir mit Software umgehen? Ähm. Und... nach den ersten Rechercheschritten und der ersten Zeit, die wir mit diesem Themenblock verbracht haben, sind wir dann relativ schnell auf die Sonne gestoßen. Wie genau das passiert ist, ist uns selber noch nicht ganz klar. Aber sie war da - auf einmal. All out of the sudden war die Sonne da in dem Projekt und über uns im Himmel. Und es war sehr klar, dass sie in irgendeiner Form dazugehört. Ich glaube, die allererste Verbindung, die allererste konkrete Verbindung, die wir hatten, war der Schritt von: Was benötigt Software? Was sind die Ressourcen für Software? Die wichtigste Ressource ist vielleicht der Mensch selber, der dann die Software schreibt oder Computerprogramme, die Software schreiben. Aber ein paar Schritte weiter stößt man dann schnell auf eben die Ressource, die für alles gilt, was auf unserer Erde passiert, nämlich Energie. Und in gewisser Form benötigt Software dann auch Energie, besonders dann, wenn die Software ausgeführt wird auf Rechnersystemen, sprich in dem Moment, wenn die Software ihre volle Funktionalität erfüllt. Dafür braucht es Energie. Und diese Energie liefert in irgendeiner Form immer die Sonne.

J: [00:04:53] Es gibt dann natürlich viele Transformationen dieser Energie in verschiedenste Energieträger. Aber letztendlich ist einer der direktesten Energieträger, die alles an Energie geliefert haben oder liefern, was hier auf der Erde als Energieträger verfügbar ist, das Licht - die Sonne. Und dieser Zusammenhang war dann für uns ein Augenöffner. Vielleicht kann man das so sagen. Weil auf einmal sich zwei Themen verbunden haben, die wir gar nicht so sehr miteinander im Blick hatten. Nämlich Software auf der einen Seite und auf der anderen Seite unsere aktuelle Energiekrise, Klimakrise. Ja, das Problem, die Menschheit zu erhalten. Die große Frage: Wie kann die Menschheit weiter erhalten werden? Wie können *wir* uns selber weiter erhalten? Das sind natürlich große Fragen, aber ich glaube, sie stecken hinter ganz vielen kleinen Dingen. Zum Beispiel auch in Software. Software geht darum, wie wir Zusammenleben effizienter gestalten und Aufgaben automatisieren können. Das war schon immer ein Thema und Software, glaube ich, besteht in diesem Sinne ja auch schon sehr lange. Angefangen von Webstühlen im vorigen Jahrhundert, die programmiert worden sind, um automatisch Muster zu weben. Da geht es auch wieder um Effizienz, da geht es um Automatisierung. Später wurde Software angewandt in Verwaltungswesen. Wie können große Gruppen an Menschen, Ansammlung von Menschen, verwaltet werden; wie effizient Ressourcen zugeteilt werden usw. und so fort. Da setzt Software einfach an und für uns im Laufe der Recherche hat sich daraus 1 tiefer Ursprung von Software ergeben. Dieser Wille zur Verwaltung und Pflege, der Wille zur Effizienz,

J: [00:07:39] zur Verteilung von Ressourcen, die effizient Verteilung von Energie und der Automatisierung von Prozessen des Zusammenlebens. Das ist ein essenzieller und integraler Bestandteil von Software. Haben wir das Gefühl. Und um jetzt die Brücke wieder zur Sonne zu schlagen: Es stellt sich hier genau die gleiche Frage. Es geht um diese Pflege der Menschheit. Und was bald nicht mehr funktioniert, ist das natürliche System zur Pflege der Menschheit. Unser natürliches Ökosystem bricht zusammen und wir erleben das hautnah und sind mittendrin. Und rechts und links, oben und unten, vorne und hinten werden wir Zeuge, wie Ökosysteme, die einigermaßen stabil waren über die letzten Jahrhunderte und Jahrtausende, auf einmal instabil werden und berechenbar werden - unberechenbar werden! Es uns eventuell nicht mehr möglich machen, in naher Zukunft es uns nicht mehr möglich machen so zu leben, wie wir im Moment leben. Und dann haben sich für unser Projekt diese zwei Pole ergeben. Auf der einen Seite dieses menschengemachte Verwaltungssystem Software, das aus Codes, Algorithmen, Loops, Feedbacks, Variablen besteht und dafür sorgt, dass wir effizient zusammenleben in dieser unvorstellbaren Menge an Menschen, an menschlichen Bedürfnissen. Und auf der anderen Seite unser natürliches Pflegeprogramm, das Klima, die Erde, das Universum, die Sonne, das Zusammenspiel von all diesen Dingen. Wetter, Wasser. Erde. Luft. Licht. Im Prinzip kann man sogar sagen: Diese Dinge sind eine Art Hardware, aber so effizient und so gut über Millionen Jahre, Milliarden Jahre zusammengewachsen - und jetzt gerät alles aus dem Gleichgewicht. Allerdings auch nicht zum ersten Mal - und damit nur umso realistischer.

J: [00:10:39] Nun haben wir diese Gegenüberstellung von einem effizienten Pflegeprogramm, das die Menschheit erstellt hat: Software. Und einem Pflegeprogramm, das bisher sehr effizient war und relativ stabil. In diesem Sinne das natürliche Ökosystem, welches aber langsam seine Stabilität verliert. Dort ergibt sich ein Reibungspunkt und eine Gegenüberstellung von zwei Dingen, was zunächst - zumindest ging es uns so - nichts Neues ist, aber einen Blick mit einer neuen Klarheit, einer neuen Schärfe und einer neuen Angst schafft: Letzten Endes sind beides komplexe Systeme, die komplexe Größen erreicht haben. Ähm... incomprehensable greatness. Und die Frage ist: Wie kriegen wir das in den Griff? Oder können wir das in den Griff kriegen? Und was machen wir, wenn wir das nicht in den Griff kriegen?

Lange Rede, kurzer Sinn: Für uns stand dann die Sonne dafür Pate, für diesen Themenzusammenhang. Genauso wie Software natürlich nicht nur Software meint, sondern einfach den ganzen Komplex, der dahinter steht, also natürlich auch Hardware und unser Zusammenleben und Verbrauch und Produktion. Software und die Sonne sind auf einmal für uns zwei Symbolbilder geworden. Für die Verknüpfung, diese seltsame Unterscheidung von Natur und menschengemacht.

J: [00:12:58] Das System und die Zusammenhänge dazwischen. Das war unser Wunsch, in der Recherche dahinter zu blicken, da reinzublicken, zumindest ein Gefühl dafür zu bekommen, einen ersten Schritt zu machen, um dann zu sehen, was später daraus werden kann. Das Ziel der Recherche und auch das Ziel von diesem W ist in späterer Zukunft ein Projekt zu produzieren. Eine Bühnenarbeit wahrscheinlich. Ich mag es nicht mehr Tanzarbeit nennen, auch nicht mehr Theater oder Dokumentartheater oder Performance. Ich weiß nicht, was für ein Name passend ist. Ich weiß nicht, was für ein Format diese Produktion haben wird. Ich weiß noch nicht mal, ob die Arbeit auf einer Bühne stattfinden wird oder vor Zuschauer:innen. Und dafür steht auch dieses W ein bisschen: Dafür, dass wir gerade nicht wissen, wohin mit diesen Gedanken, mit diesen Rechercheergebnissen, die natürlich überhaupt keine wissenschaftliche Natur haben, keinen wissenschaftlichen Maßstäben genügen. Aber in diesem Sinne vielleicht auch keinen künstlerischen Maßstäben genügen, sondern irgendwas dazwischen oder ganz wo anders. Irgendetwas, das wir selber noch nicht ganz begriffen haben. Dieses W oder die Art und Weise, wie dieses W entstanden ist, spiegelt genau das wider: Wir stehen vor etwas, was unbegreiflich ist, vielleicht aber trotzdem Ansatzpunkte liefert, die vertraut aussehen. An die man anknüpfen kann, dann sich aber wieder in Assoziationen verliert und anfängt, Dinge neu zu verknüpfen, ohne sie wirklich zu verstehen.

J: [00:15:30] Nach nun einiger Zeit in dieser Recherche, nach einiger Zeit mit diesem Themenkomplex, die sich jetzt insgesamt schon auf mehrere Jahre beläuft, habe ich das Gefühl, dass mit künstlerischen Mitteln, mit künstlerischer Arbeit diesem Problem nicht ganz Genüge getan werden kann. Genauso wenig wie mit wissenschaftlicher Arbeit. Es gibt einen Weg dazwischen. Oder einen Weg darüber oder darunter, der besser geeignet ist, in dieses Thema einzudringen. Es in unseren Kopf tut, der dieses Thema in irgendeiner Form zusammenbinden kann und in unseren Kopf tun kann und diese Zusammenhänge zwischen Sonne und Software oder Klima und Menschheit oder Rohstoffen und Computern oder Tanz und Wissenschaft oder uns allgemein in diesem Universum besser, mathematischer, künstlerischer, spiritueller, vielleicht auch seltsamer verstehen lässt.

White Paper (Preview)

so soft and the sun

Für 1 Performer:in und Team nach Wahl.
180 Seiten, 50 Exemplare, 2023

For 1 performer and team of choice.
180 Pages, 50 Hardcopies, 2023

DE - Basic Setup

Sonnensimulator mit Schwerlast Rundschlingen, Diamant-Reflexionsdecke(n), Coders-Plattform mit Laptop/ PC/ Tablet/ Phone, Keramikplatten mit aktuellsten Aufnahmen des SDO (Solar Dynamics Observatory, AIA Atmospheric Imaging Assembly, 171nm)

Fieldrecordings der Erde (Planet) und durch Performer*in und Software (ggf. live) generierte Sounds

Open-World Videospiel nach Wahl oder sonstige begehbare 3D Landschaften oder aktuellste Aufnahme des AIA

Denim Lagen in verschiedenen Wicklungen mit Laserausbleichungen nach Abbildungen der Sonne (siehe AIA), Hemd und Hose in organischer, orange-braun-blauer Färbung, verschiedene Kunststoff Applikationen

Dauer mindestens 7 Tageszyklen a 7:30 Minuten, Dauer der Nacht darin ( = vollständig Dunkel) mindestens 1 Minute

ENG - Basic Setup

Solar simulator with heavy duty round slings, diamond reflective blanket(s), coders platform with laptop/ PC/ tablet/ phone, ceramic plates with latest images from SDO (Solar Dynamics Observatory, AIA Atmospheric Imaging Assembly, 171nm)

Field recordings of the earth (planet) and sounds generated by the performer and software (live, if applicable)

Open-world video game of choice or other walkable 3D landscapes or most recent recording of the AIA

Denim layers in various wraps with laser fading according to images of the sun (see AIA), shirt and trousers in organic, orange-pink-brown-blue colouring, various plastic applications

Duration: At least 7 daily cycles a 7:30 minutes, duration of the night in it ( = completely dark) at least 1 minute

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People

Lukas Besenfelder - Graphic, Design
Tin Yeung Huen - Performance, Sound
Takaya Kobayashi - Scenography, Photos
Girish Kumar - Performance, Coding
Erik Kundt - Coding
Raymond Liew Jin Pin - Performance
Julia Löffler - Graphic, Design
Robin Rohrmann - Performance
Sina Rundel - Production
Lea Schorling - Coding
Jascha Viehstädt - Concept, Performance
Mia Wittenhaus - Outfit, 3D

Supported by

Fonds Darstellende Künste with funds from the Federal Government Commissioner for Culture and Media within the program NEUSTART KULTUR

Ministry of Culture and Media Hamburg

Web

www.jaschaviehstaedt.com

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